Häufig ein Tabu-Thema: was passiert eigentlich mit den eigenen Daten im Todes- oder Pflegefall?

Um die meisten Konten, Verträge und Abos zu kündigen, ist der Zugriff auf das E-Mail-Postfach nötig. Deshalb sollte dieses die höchste Priorität in eurer Planung besitzen.

Google macht es seinen Nutzern relativ einfach: Im Kontoinaktivität-Manager lassen sich Kontaktmöglichkeiten hinterlegen. Wenn ihr dort nicht nach 3, 6, 12 oder 18 Monaten erreicht werden könnt, werden eure Daten für eine oder mehrere vertraute Personen freigegeben. Dabei lässt sich festlegen, ob der Zugriff auf alle Daten oder z.B. nur auf einzelne Produkte wie Gmail, Google Fotos, Kontakte, etc möglich sein soll. Alternativ könnt ihr natürlich auch verfügen, dass alle eure Daten gelöscht werden. Leider ermöglicht Google es nicht, selektiv nur die Lesezeichen und Browseraktivitäten zu löschen ;-)

Das Ganze ist in wenigen Minuten eingerichtet und erspart den euch nahestehenden Menschen unter Umständen eine Menge nerviger Scherereien.

Bei anderen Anbietern muss man sich leider häufig persönlich durchfragen. Bei Microsoft gibt es z.B. den "next of kin process". Yahoo und Twitter rücken die Daten nicht raus, bei Facebook kann man einen Nachlasskontakt anlegen, bei Instagram meines Wissens nach nicht.

Leider haben auch einige Passwort-Manager - wie das von mir präferierte Bitwarden - noch kein "emergency access" Feature. Hier hilft es vielleicht, wenn genügend Anfragen als Feature Request auflaufen, damit diese Kernfunktionalität bald implementiert wird.

Ein weiterer Punkt, der oft vernachlässigt wird, ist das immer populärere Smart-Home. Häufig gibt es nur eine Person, die weiß, wie das heimische Netzwerk funktioniert. Gibt es eigene Domains, Werbefilter, IoT-Geräte, Smart-Home-Zentralen oder gar ein NAS, auf dem persönliche Dokumente und Familienfotos liegen? Existieren Backups von den jeweiligen Konfigurationen, sind diese (und die Zugangsdaten) auch anderen Personen zugänglich? Wer statt einer Modelleisenbahn über Jahre hinweg sein Haus mit KNC automatisiert hat, hinterlässt ggf. seinen Partner frierend im Dunkeln. Beauftragt man einen lokalen Handwerker, wird dieser häufig die bestehende Planung über Bord werfen müssen und für fünfstellige Beträge alles neu programmieren.

Last but not Least möchte ich euch bitten, dass ihr nicht nur die finanzielle Vorsorge für selbstverständlich haltet, sondern auch die Juristische: unabhängig vom Alter solltet ihr euch so früh wie möglich um eine Patientenverfügung, Vorsorge- oder Generalvollmacht und ein Testament kümmern. Wer die Fortführung eines Unternehmens sicherstellen will, war sicherlich schon bei Steuerberater und Notar, aber gerade die "überschaubareren Lebensentwürfe" sind oft sträflich nachlässig. Dabei kann ein kleiner Unfall oder eine Infektion schneller passieren als gedacht. Hier gibt es Webseiten wie afilio, die euch übersichtlich per Assistenten die nötigen Dokumente zusammen stellen. Wenn euch der kostenfreie Service gefällt, könnt ihr gerne einen Teil der gesparten Notargebühren spenden.

Der beste Zeitpunkt, etwas zu tun, ist jetzt!

Live long and prosper 🖖